Zen-Geschichte: Erleuchtung um jeden Preis?



Fotolia © gallagan
Es war einmal ein neuer, noch sehr junger Zen-Schüler ins Kloster gekommen. Der junge Mann war schon sehr bald für seinen großen Eifer, mit dem er seine Übungen machte, bekannt.

Er meditierte Tagaus Tagein mit Hingabe und wollte die Meditation auch nicht zum Essen oder Schlafen unterbrechen. Der Schüler wurde immer dünner und seine Müdigkeit nahm stetig zu.

Schließlich rief der Meister ihn zu sich und meinte gütig: „Du solltest langsamer vorangehen und dir nicht zu viel abverlangen.“

Der Schüler wollte das aber gar nicht hören und schon gar nicht umsetzen.

So wollte der Meister von ihm wissen, warum er es denn so eilig habe.

Der Schüler entgegnete: „Meister, ich strebe nach der Erleuchtung. Da darf ich doch keine Zeit verlieren."

Und der Meister fragte: „Woher weißt du denn, dass die Erleuchtung vor dir herläuft? Hast du sie gesehen, so dass du ihr ständig hinterherlaufen musst?“

Der Schüler schüttelte fast unmerklich den Kopf.

Da fuhr der Meister wohl fort: „Es wäre doch auch möglich, dass sie hinter dir ist. In diesem Falle musst du nichts weiter tun als anzuhalten. Dann wirst du dich ihrer bewusst ...“


Nacherzählt nach Feldman / Kornfield „Stories of the Spirit“.